Franziska Roller und Miles Kessler führten ein Gespräch mit Morihiro Saito.

Grösster Unterschied? Es ist kein Wettkampf!

Saito Sensei im Dojo von Philippe Voarino in Juans-les-Pins.
Saito Sensei im Dojo von Philippe Voarino in Juans-les-Pins.

»Was ist der bedeutendste Unterschied zwischen Aikido und einem anderen Kampfstil?«

Saito Sensei: »Der grösste Unterschied ist auf jeden Fall, dass es keinen Wettkampf gibt. Der Begründer des Aikido hat verschiedene Kampfstile erlernt und hat mit vielen anderen Disziplinen gekämpft und erkannt: Wettkämpfe sind nicht notwendig.

Das Ziel ist, mit Hilfe der traditionellen Kampfkunst des Aikido eine schöne Welt zu schaffen, die wie das Haus einer grossen Familie ist, in der die Menschen nie mehr miteinander konkurrieren. Der Begründer schrieb ein Gedicht; darin heisst es: „Diese schöne Form von Himmel und Erde ist eine Familie, geschaffen von dem Geist, der uns schützt und leitet.„ Das ist das Gefühl des Aikido.

Zudem ist dieser Kampfstil völlig rational zu verstehen. Ich denke zwar, dass jeder Kampfstil rational ist, doch für Aikido trifft das in besonderer Weise zu. Jeder kann es verstehen. Es ist kein Kampfstil nur für starke oder gut trainierte Menschen. Auch Ältere und Kinder, alle können mit Freude trainieren und gute Aikidoka werden. Ich habe schon vielerlei Kampfstile ausprobiert, doch dies hat mir wohl am Aikido gefallen.«


»Was ist die Bedeutung der Waffen im Takemusu Aikido, und in welcher Beziehung stehen sie zu den Tai Jutsu Techniken?«

»Aikido ist Budo. Egal wie gut einer im Judo ist, wenn er ein Kendoschwert nimmt und gegen einen Oberschüler (Senior High School) verliert, ist er kein Budoka sondern ein Judoka. Das wäre auch so, wenn jemand Japans Nummer eins im Kendo wird. Zieht er einen Judoanzug über und wird von einem Mittelschüler (Junior High School) geworfen, ist er ein Kendoka und kein Budoka.

O-Sensei sagt: „Das ist nicht gut.„ Alles ist ein Gesamtes. Deshalb sind im Aikido, auch wenn das Prinzip des Schwertes prägend ist, alle Bewegungen, sowohl in den Körper-, als auch in den Waffentechniken vollkommen gleichwertig; darum kann man die Waffentechniken im Aikido nicht entbehren.

Sie sind ein Teil des Aikido. Manche sagen, Aikido sei eine Sammlung von Techniken, doch das ist nicht so. Wie soll ich es sagen..., jeder Aspekt ist ein Teil des Ganzen.

Gleichgültig, welchen Teilbereich man aufgreift, sei es Bokken oder Jo oder Taijutsu, für sich allein genommen ist keins davon vollständiges Aikido. Deswegen ist der Waffenkampf ein besonders wichtiger Teil im Aikido.«


»Es gibt viele Ausländer in Japan, welche die japanische Kultur nicht verstehen. Wie können sie vom Aikidotraining profitieren? z.B.: für den Geist, die Psyche.«

»Durch Aikido können alle zu guten Menschen von innerer Grösse werden. O-Sensei sagte immer: „Wenn ihr euch nicht für die Menschheit und die Welt bemüht, dann lehre ich euch nicht. Deswegen sollt ihr mit Aikido euren Körper stärken und durch das Prinzip des Aikido erlernen, euch mit allem zu verbinden, Harmonie zu schaffen, und ihr sollt euch um die Menschheit und die Welt bemühen.„

O-Sensei würde die Frage, was Aikido ist, so beantworten: „Es ist ein Kampfstil der Erziehung und Bildung, um die Gesellschaft schön und gut zu gestalten – also ohne Wettkampf.„ Mit diesem Prinzip des Aikido eine friedliche und gute Welt zu schaffen, ist die Bitte O-Senseis. Darum braucht man keinen Wettkampf. Es gibt so viele verschiedene Techniken der gewaltfreien Selbstverteidi-gung. Beim Wettkampf aber beginnt man seine bevorzugte Technik zu entwickeln und auf den Moment zu warten, in dem man sie einsetzen kann. Und das ist genau der Moment, in dem man Gefahr läuft, überwältigt zu werden.

Deswegen sagte O-Sensei, dass wir ernsthaft und mit dem Gefühl, mit der Vorstellung trainieren sollten, ständig von vielen Angreifern umringt zu sein. Aikido ist also in wirklichen Situationen der Konfrontation besonders hilfreich, weil wir eine solche Vielzahl von Techniken trainieren, für die man weder Kraft noch Gewalt anwenden muss.

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