Axel Rabenhorst Berlin 2008

„Dento“ kommt aus dem Japanischen und bedeutet „Tradition“…

Axel Rabenhorst sprich mit Ursula Kramer in seinem Dojo.
Axel Rabenhorst sprich mit Ursula Kramer in seinem Dojo.

Axel Rabenhorst begegnete ich zum ersten Mal im Juli dieses Jahres in Berlin an einer Zehlendorfer Gesamtschule, wo Axel ein Aikidoprojekt mit Schülern durchführte .
In unserer letzten Septemberausgabe – 56D – berichteten wir ausführlich darüber.

Hilfsbereit und engagiert war Axel quasi in letzter Minute für den ursprünglich vorgesehenen und mit Axel befreundeten Aikidolehrer eingesprungen, der kurzfristig absagen musste. Doch nicht nur das – Axel hatte sich dafür noch extra eine Woche Urlaub genommen.

Die Schüler waren von dem Aikidoprojekt begeistert, denn Axel kam mit seiner direkten, geraden Art sofort gut an. Und so traf ich mich mit Axel zu einem Gespräch, um mehr über ihn und sein Aikido zu erfahren.

Erste Berührungspunkte mit dem Kampfsport

Welcher Jugendliche, der einen Actionthriller mit Jackie Chang oder Steven Seagal gesehen hat und sich von den gezeigten Kampfsportszenen begeistern ließ, hat nicht schon einmal den Wunsch verspürt, es den gezeigten Helden gleich zu tun, mit denen man sich identifizierte?

Die meisten träumen nur davon. Ganz anders Axel Rabenhorst. Er hat sich in seinem Leben stets Ziele gesetzt und diese auch verwirklicht. Im Film siegt meist der Bessere und damit auch das Gute, doch im wirklichen Leben ist das nicht immer so.
Aufgewachsen in Berlin, wurde Axel schon in jungen Jahren mit der Gewalt auf Berlins Straßen konfrontiert. Daher wundert es nicht, dass Axel sich von Anbeginn damit auseinandersetzte, wie das Gesehene konkret umzusetzen sei.

Seine Beobachtungen beschränkten sich nicht nur auf die in den 70er Jahren in der „Flimmerkiste“ gezeigten chinesischen Kampfsportfilme. Erste Berührungspunkte mit dem Kampfsport ergaben sich während Axels Schulzeit an einer Gesamtschule in Berlin Steglitz, wo Ingo Beadi in den großen Pausen über einen längeren Zeitraum hinweg täglich Aikido unterrichtete. Doch nachdem Axel Mitte der 70er als 17-jähriger in der Deutschlandhalle Karatevorstellungen mit Chuck Norris, Bill Wallace, sowie weiteren großen amerikanischen Superstars besucht hatte, war er so begeistert, dass er 1978 mit Vollkontaktkarate begann, welches er mehrere Jahre lang hintereinander praktizierte.

Und von da ab ging’s immer weiter, bis Axel 1982 feststellte, dass eben nur Vollkontakt nicht das Wahre für ihn war: „Beim Kick Boxen fehlte mir der Hintergrund, also die Tradition und das ganze Drum und Dran. Daraufhin bin ich ins traditionelle Shotokan-Karate eingestiegen. 1986 legte ich den Braungurt im Karate ab. Kurze Zeit später fiel das Training für mich aus wegen eines Knieschadens, der eine längere Pause beanspruchte. Um wieder ein bisschen beweglicher zu werden, begann ich 1988 eine weitere Kampfsportart zu suchen und fand dann das Aikido an meiner alten Schule [Sportschule Rahn in Berlin Steglitz]. Ich war außerdem begeistert und erneut motiviert von den zu der damaligen Zeit anlaufenden Steven Segal-Filmen, weil das eben sehr schön war, was Steven Seagal an Kampfkunst gezeigt hat, und so entstand der Wunsch, auch das zu erlernen.“ [Später sollte Axel in Remscheid an einem Seminar mit Larry Reynosa teilnehmen, einem Meisterschüler von Steven Segal.]

Takemusu-Aikido

„1993 lernte ich Wolfgang Baumgartner in der Sportschule Rahn kennen, wo er einen Waffenlehrgang gemacht hat. Er lehrte Takemusu-Aikido, das es in Berlin noch nicht gab.
Er zeigte uns Ken –Techniken (Schwert), Jo –Techniken (Stock) und Messerabwehr in einer Form, die ich bis dahin nicht gekannt hatte. Ich war begeistert von seinem Können.
Auch war das mit den Waffenformen bei dem Aikido, das ich bis dahin kennen gelernt hatte, nicht so gegeben. Wolfgang erzählte uns viel über die Tradition und über Saito Sensei, seinen Lehrer und Meister, dem er überallhin folgte, und er begeisterte mit seiner Art und Weise alle Teilnehmer des Seminars, dass wir eigentlich seine Gefolgsleute wurden.“

Saito Sensei kennen zu lernen, auch privat, war für Axel ein Erlebnis.

„Er war ruhig von seiner Art her, aber auf der Matte war er sehr präsent. Er hat gar keine Fehler zugelassen und hat strikt gezeigt ’hier ist der Weg’. Es ist schade, dass es ihn nicht mehr gibt. Er war ein großer Lehrer, der dem Aikido verloren gegangen ist. Zusammen mit Wolfgang Baumgartner begleitete ich ihn mehrere Jahre lang auf Schritt und Tritt auf Lehrgängen durch Deutschland, Frankreich und Italien.“

Harmonie im Aikido

Nach Saito Senseis Tod kam es zur Spaltung des Iwama Ryu und sein Sohn Hitohiro Saito gründete seinen eigenen Verband. – Auf die Frage, warum sich so viele Aikidoverbände bekriegen, kommt Axel zu dem Schluss:
„Nach meinen Erkenntnissen ist es so, dass die großen Verbände, oder auch die neu gegründeten Verbände, die sich gespalten haben, dass das einfach ’ne Sache der Macht ist. Jeder versucht Macht auszuüben, und wenn die von der einen Seite nicht anerkannt wird, dann wird eben ein neuer Verband gegründet, so ungefähr, und das ist nicht mein Weg, und das ist auch nicht der Weg des Aikido, das verstehe ich nicht. Wir machen alle Aikido, egal aus welcher Stilrichtung wir kommen. Wir haben es jetzt gerade wieder gesehen mit Philippe Orban [Axel bezieht sich auf das Seminar mit Wolfgang Baumgartner und Philippe Orban in der Zeit vom 27. - 29.06.2008 in Karo], wo jeder sein Aikido gezeigt hat und wo alle, ob von der oder von der Seite, mit Harmonie zusammengearbeitet haben. Es war ein Erlebnis, und ich möchte Wolfgang und Philippe nochmals danken, dass sie so ein Seminar gemacht haben. Das war Aikido pur. – Teilweise arbeiten die Verbände miteinander und versuchen sich zu nähern, und das ist eine freudige Angelegenheit.“

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