Interview mit Jerzy Pomianowski aus Warschau. Präsident des Polnischen Aikido Verbandes.

Ich bin Diplomat, und ich war in Japan für fünfeinhalb Jahre polnischer Botschafter. Aikido ist für mich eine wichtige Sache, aber ich praktiziere auch viel mit dem Schwert, das ken …


Jerzy Pomianowski im Büro des Verbandes in Warschau.

Haben Sie zur selben Zeit wie Ihr Freund Roman Hoffmann mit Aikido begonnen?

Nein, etwas später. Ich habe 1981 begonnen, das ist jetzt 25 Jahre her. Ich habe ganz alleine in Warschau angefangen, weil es keinen Klub in Warschau gab. Zwei Jahre trainierte ich in dieser »einsamen Form«, bis dann Roman nach Warschau kam und so konnten wir 1983 gemeinsam den ersten Aikidoklub in der Hauptstadt gründen. Seit dieser Zeit steht das Aikido in Warschau in voller Blüte. In Polen hat die Gründung des Verbandes im Jahre 1990 dazu geführt, dass wir dort ankommen konnten, wo wir uns heute befinden. Dieses Jahr ist für uns wichtig: wir feiern den dreißigsten Geburtstag des polnischen Aikidos.

Die Lage in Polen war wirklich speziell, denn wir haben nie einen einzigen Meister gehabt. Dies haben wir einem historischen Missgeschick zu verdanken: er gab keinen Japaner, der nach Polen entsendet wurde, wie das in den Ländern des Westens der Fall war, wohin Experten vom Honbu Dojo gesandt wurden. In Polen haben wir dieses Glück leider nicht gehabt, und deshalb haben sich alle Klubs organisiert und sind bezüglich ihrer Entwicklung ihrer Eingebung gefolgt. So gab es Leute, die mit Christian Tissier praktizierten, er gab Leute, die mit Kanetsuka Sensei praktizierten, andere mit Asai Sensei, mit Yamada Sensei, mit Chiba Sensei, mit Kobayashi Hirokazu Sensei und anderen Meistern, aber auch mit Senseis aus dem Honbu Dojo. Aus diesem Grund ist die Aufgabe des polnischen Verbandes im Gegensatz zu der in vielen anderen Ländern wirklich unterschiedlich. Es gibt keinen technischen Direktor, und es liegt in der Verantwortung des Verbandes, das technische Niveau zu wahren ohne die individuellen Kontakte der Klubs und der Mitglieder zu deren gewählten Meistern einzuschränken. Das Aikido in dieser Weise weiterzuentwickeln klingt zwar ein wenig banal, aber dieser Weg war erfolgreich. Es gibt inzwischen mehrere Meister, die mit uns arbeiten, aber der Verband ist wirklich stark, und diese Unterschiede schaffen nur wenige Probleme.

So ist die Lage heute. Wir haben Leute, die den 5. Dan haben, Roman Hoffmann, ich selbst und auch Piotr Borowski, und unser technisches Niveau ist hoch genug, um unseren Schülern die Technik vermitteln zu können. Seit siebzehn Jahren profitieren wir in Polen von der veränderten politischen Situation: die Leute können heute leichter reisen, zahlreiche polnische Praktizierende haben Japan besucht, was unter dem Kommunismus wirklich schwierig, wenn nicht unmöglich war. Heute gibt es viel Freiheit; so kann jeder seinen eigenen Weg wählen. Wir haben jetzt eine technische Kommission in Leben gerufen, aber es ist nicht genau wie mit einem Meister, einem technischen Direktor: es handelt sich darum, Normen aufrechtzuerhalten und nicht die Rolle des Meisters zu spielen. Wir sind für die Grade zuständig, um ein Niveau gewährleisten zu können, aber das Technische, das Lernen, das ist etwas, wofür die Lehrenden mit ihren jeweiligen Meistern wie Yamada, Kanetsuka, Asai und anderen zuständig sind. Auch Tamura. Nun, das ist die gegenwärtige Lage des Aikido in Polen.


Sie feiern das 30-jährige Bestehen Ihres Verbandes…

Nein, der Verband ist vor 17 Jahren gegründet worden, weil es unter dem kommunistischen System unmöglich war, eine freie und demokratische Organisation zu gründen oder zu führen. Die kommunistische Regierung akzeptierte nur den olympischen Sport, wie z.B. Judo, alles andere wurde nicht akzeptiert. Bis zur Bildung des Verbandes als formelle Organisation mussten wir bis 1989 warten. Vorher hatten wir eine Organisation, aber es war keine formell anerkannte Organisation, sondern es handelte sich lediglich um einen Zusammenschluss Praktizierender, den wir Aikikai Polen nannten, aber es war keine formelle Organisation. Der Verband ist formell erst im Jahre 1989-90 gegründet worden.

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