Zweite Gespräch mit Kenji Hayashi aus Hannover.

…was ist »Natur«, was ist »natürlich«?

Kenji Hayashi zeigt in seinem Dojo die Spirale.
Kenji Hayashi zeigt in seinem Dojo die Spirale.

Warum wolltest Du mich sprechen?


Als ich letzthin in Paris war, platzte ein Interview. So sass ich in meinem Hotelzimmer und las und ordnete meine alten Schintoaufzeichnungen, um diese dann auf unsere Homepage stellen zu können. In diesem Zusammenhang dachte ich, Dir einige Fragen über Schinto zukommen zu lassen…

In letzter Zeit kreisen meine Gedanken immer wieder um die Fragen, was ist »Natur« und damit »natürlich«.
Wenn ich an Natürlich denke, dann denke ich automatisch auch an Schinto, denn der Schintoismus orientiert sich stark an der Natur. Zwar bin ich kein Fachmann der Schinto-Religion, aber es ist eigentlich eine Religion, die keine Religion ist.

Aber Du hast die Gottheiten wie den Wassergott, den Feuergott usw. So kannst Du die Gottheiten als Energie, als »Ki« ansehen. Wenn Du die Gottheiten Wasser, Baum - Holz siehst, dann ist da erst einmal keine Verbindung zu dem Ki des Budo da.

Wenn Du nun irgendeine Kampfkunst betrachtest, dann wirst Du immer in der Bewegung die Schwerkraft da drin finden. Einmal zieht die Erde und die Sonne, um die wir uns drehen. In diesem Raum, in dem mehrere Kräfte wirken, bewegen wir uns. Aus diesem »Kräftespiel« bedingt durch unseren Körperbau werden aus unseren Bewegungen Kreise und Spiralen. Das ist nichts Neues, denn man findet im Aikido und natürlich im täglichen Leben permanent Kreis- und Spiralbewegungen.

Bei meinen Überlegungen ist mir noch bewusster geworden, dass ich mich noch mehr kreis- und spiralförmiger in den Techniken bewegen, ausdrücken muss. Denn es ist ja bekannt, dass wenn Kraft gegen Kraft bewegt, kein Fliessen entstehen kann.
Bei Sprial-Bewegungen muss man an irgendeinem Punkt auch wieder zurück gehen, sonst bekäme man nur ein sehr hartes Ende, weil es ja immer enger wird, knotenähnlich.

Diesen »Rückzugspunkt« zu finden, einzubauen, damit habe ich mich jetzt sehr stark auseinandergesetzt. Da ist diese zuvor genannte Anziehungskraft, die Schwerkraft, wie die eigene Körperachse, die Senkrechte, Körpermittelachse und Schwerpunkt sind daran beteiligt. Wichtig ist eben auch wie man Becken, Knie und Ellenbogen einsetzt. Es geht darum, wann man die Ellenbogen mit Himmel und Erde verbindet. Das ist keine Bewegung nach »gut dünken«, sondern das sind ganz klar Natur-Gesetzmässigkeiten, nach denen man sich bewegen muss, damit eine Technik effektiv wird.

Wenn man das nicht beachtet, dann wird nicht nur die Technik nicht gut, sondern man schädigt auch seinen eigenen Körper.

Damit habe ich mich in letzter Zeit auseinandergesetzt, und habe das bewusst in den Techniken einfliessen lassen. Es gibt Spannung und Entspannung in diesen Spiralbewegungen, man kann darin dann die Mittelachse und den Tandempunkt spüren und auch den Energiefluss wahrnehmen.

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